27.01.2022 | 20:00
Aufführung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust 2022
theater odos: Ich lebe doch noch!
Die wahre Geschichte von Hanna Mandel und ihr Leben nach Auschwitz.
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Eintritt 17,50 € / ermäßigt 13,50 €
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Eine Frau spricht über ihre Kindheit, über ihre sieben Geschwister. Besonders die jüngste Schwester liebt sie sehr. Aber dann verliert Hanna Mandel ihre gesamte Familie in Auschwitz. Sie selbst überlebt mehrere Konzentrationslager. Aber das Theaterstück über die wahre Geschichte von Hanna Mandel ist mehr als eine Vergangenheitsbewältigung der Gräueltaten der Nazis.
Der Münchener Theologe Norbert Reck hat ein halbes Jahr lang die Auschwitz-Überlebende Hanna Mandel interviewt. Das Gespräch hat er in dem Buch „Beim Gehen entsteht der Weg – Gespräche über das Leben vor und nach Auschwitz“ veröffentlicht. Mandel reflektiert in diesem Gespräch intensiv ihre Erfahrungen und beschreibt die Schlussfolgerungen, die sie für ihr eigenes Leben daraus gezogen hat. Das Buch von Norbert Reck endet nicht – wie so oft – mit der Befreiung der Konzentrationslager. Im Gegenteil. Da fängt die Geschichte von Hanna Mandel erst an.
Denn nach der Befreiung hört das Grauen für ehemalige KZ-Insassen nicht auf. Hanna erzählt, wie die schrecklichen Erlebnisse ihr ganzes restliches Leben beeinflusst haben. Hanna steht in dem Theaterstück einer älteren Frau gegenüber und erzählt mit unverblümter Ehrlichkeit von ihren Gefühlen: Als das KZ Salzgitter, in dem sie zum Schluss war, von den Amerikanern befreit wird, geht Hanna mit den anderen Insassen durch das Tor in die Freiheit. Aber sie sucht nicht nach Essen oder Kleidung in der angrenzenden Stadt. Sie will ein deutsches Kind töten als Rache für ihre kleine Schwester, die von den Nazis ermordet wurde. Sie führt die Tat glücklicherweise nicht aus.
In dieser Schilderung stecken die widerstrebenden Gefühle von Hanna – und vielleicht jedes Überlebenden. Wut, Trauer, Vergeltung, Unglaube und Gerechtigkeitssinn überlagern sich, wechseln sich ab, verbinden sich zu einem der heftigsten psychischen Cocktails, den ein Mensch empfinden kann.
Nach und nach beginnt Hanna ihr Leben zu ändern. Sie hinterfragt die Religiösität ihres Mannes, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und führt schließlich ein selbstbestimmtes Leben. Und als sie im Fernsehen eine Trauerfeier zur Erinnerung der Holocaust-Opfer sieht, sagt Hanna: “Aber iIch lebe doch noch!” Denn als Überlebende mit all ihren Traumata fühlt sie sich vergessen.
Ein Theaterstück, dass die Kindheit in einer jüdischen Familie, den Holocaust und das Leben mit den Erfahrungen in den Konzentrationslagern zu einem einfühlsamen und nachdenklichem Erlebnis verbindet.
Dauer: ca. 90 Minuten
Schauspiel: Judith Suermann und Sarah Giese
Regie und Live-Musik: Heiko Ostendorf
Pressestimmen:
"Im Dialog mit verschiedenen Personen blickt Hanna auf ihr Leben zurück. Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbestimmung. Sie wird regelrecht konfrontiert mit ihren eigenen Erinnerungen, manchmal wie in einem Kreuzverhör. Sarah Giese spielt einfühlsam diese Rahmenpersonen, die auch Hannas Gefühlswelt widerspiegeln. Die nachhaken, widersprechen, sie stärkend in den Arm nehmen. Bittere Mosaiksteine setzen sich zu Hannas Leben zusammen. Erklären zum Beispiel, warum sie nach dem Krieg keine Haustiere mag. Weil eine KZ-Aufseherin mit der einen Hand eine hochschwangere Frau auspeitschte, während sie mit der anderen Hand die Katze auf ihrer Schulter streichelte. Es sind diese Szenen, die sich einbrennen, die mit kargem Bühnenbild und sanft pulsierender Live-Musik (Ostendorf am E-Bass) 90 Minuten lang fesseln. Judith Suermann spielt Hanna mit jeder Faser ihres Körpers, unbeschwert fröhlich als Kind, desillusioniert in den KZ-Szenen, voller Hass bei der Befreiung und kämpferisch im hohen Alter. Ihr Gesicht ist gezeichnet vom Anblick fürchterlicher KZ-Gräuel. Doch ihre Stimme symbolisiert: Der innere Vulkan brodelt noch, sich für eine bessere Welt einsetzen zu wollen. Ostendorf ist ein wichtiges politisches Theaterstück gelungen, beklemmend und bereichernd zugleich, dass selbstkritisch die Holocaust-Thematik von ihrem Gedenk-Kitsch befreit und ein leidenschaftliches Plädoyer entwirft für eine humanere Gesellschaft."
Westfälische Nachrichten
"Die berührende Uraufführung eines Theaterstückes eröffnete am Sonntag, 24. Januar im Haus an der Marktkirche die Wiesbadener Veranstaltungsreihe zum 27. Januar, dem bundesweiten 'Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus'. Das Gastspieltheater theater odos das 90-minütige Zwei-Frauen-Stück 'Ich lebe doch noch! Die wahre Geschichte von Hanna Mandel und ihr Leben nach Auschwitz'. Tatsächlich ruft Hanna (eindrücklich gespielt von Judith Suermann), als sie im Fernsehen eine Trauerfeier zur Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes sieht, auf der Bühne laut: 'Ich lebe doch noch!' Was bedeutet es aber genau, mit dem im KZ erfahrenen Leid weiterzuleben? Was heißt es, als einzige einer achtköpfigen Familie nach Hause zurückzukehren? Im Dialog mit verschiedenen Personen (darunter ihre Mutter und ihre Tochter Esther – alle sehr gut dargestellt von Sarah Giese) blickt Hanna im Stück reflektierend auf ihre Kindheit in einer jüdischen Familie, den Holocaust und die Zeit danach zurück."
Evangelisches Dekanat Wiesbaden
"Mit einem stehenden Schlussapplaus bedankte sich das Publikum bei dem Theater Odos für die großartige Aufführung."
Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA)
"Zwei innere Stimmen, 90 Minuten wirkungsvoll dargestellt von zwei leidenschaftlichen Schauspielerinnen. Sie brachten Hannas durcheinandergeratene Gefühlswelt ausdrucksvoll zur Schau und berührten das Publikum. Das karge Bühnenbild und die bedrückende Begleitmusik unterstützten die Wirkung des Stücks."
Die Rheinpfalz