Spielzeit 2025/2026

 ICH WOLLTE LIEBE UND LERNTE HASSEN Theaterstück nach dem Bericht von Fritz Mertens. Der Kleine Bühnenboden 2025, Münster

mit Konrad Haller • Textbearbeitung & Regie: Rosana Cleve


• Bitte beachten Sie die Hinweise für Ihren Besuch!


Eintritt:

Vorverkauf: 20 € / 16 € erm.
Abendkasse: 22 € / 18 € erm.
inkl. Gebühren
Ermäßigten Eintritt gewähren wir Schüler*innen, Teilnehmer*innen an FSJ und BFD, Student*innen bis zum 30. Lebensjahr sowie bei einer Schwerbehinderung ab 70%. Der entsprechende Nachweis ist an der Abendkasse vorzulegen.


Termine

Premiere / Uraufführung

Sa. 20.09.25 • 20 Uhr | ausverkauft

Fr. 03.10.25 • 20 Uhr | Tickets

So. 02.11.25 • 18 Uhr | Tickets

Fr. 07.11.25 • 20 Uhr | Tickets


mit Konrad Haller • Textbearbeitung & Regie: Rosana Cleve

Dauer: ca. 100 Minuten, keine Pause

Aufführungsrechte: Diogenes Verlag AG Zürich
Produktion: Kammertheater "Der Kleine Bühnenboden"


Fritz Mertens' autobiografisches Buch "Ich wollte Liebe und lernte hassen" thematisiert das Thema der Ausgrenzung auf eindringliche Weise, insbesondere durch seine traumatischen Lebenserfahrungen.

Er schildert eine Kindheit, die von Vernachlässigung, Missbrauch und ständiger Zurückweisung geprägt ist. Diese emotionale und soziale Isolation ließ ihn zunehmend vereinsamen und führte zu einem verzweifelten, oft erfolglosen Streben nach Liebe und Anerkennung.

Die fortwährende Ausgrenzung, sowohl in der Familie als auch in der Gesellschaft, führte schließlich zu einem tiefen Hass und zur Gewalt.
Mertens beschreibt, wie das Gefühl der Nichtzugehörigkeit und die fehlende emotionale Unterstützung ihn an den Rand der Gesellschaft drängten und schließlich zu seiner kriminellen Tat beitrugen.

Das Stück verdeutlicht, wie Ausgrenzung und systematisches Versagen in der Unterstützung emotional und psychologisch vulnerabler Menschen zu tragischen Folgen führen können.

Besonderes Augenmerk verdient die Regie: Mit dieser Produktion gibt Rosana Cleve ihr Debüt als Regisseurin.
Geboren in Lengerich und aufgewachsen in Ibbenbüren, studierte sie nach dem Abitur zunächst Schauspiel in den USA, bevor sie 2016 ihre Ausbildung an der Schauspielschule der Keller in Köln abschloss. Es folgten Engagements in und um Köln, ihr Debüt am Wolfgang-Borchert-Theater (WBT) Münster mit DAS NEUE JERUSALEM sowie eine langjährige Ensemblemitgliedschaft dort von 2017 bis 2024. Zuletzt spielte sie in KARDINALFEHLER am Theater am Dom (Köln) und sammelte erste Regieerfahrungen am Kleinen Bühnenboden. Ab August 2025 ergänzt sie das Ensemble des WBT als Regieassistentin mit Spielverpflichtung.

Mit der Premiere von ICH WOLLTE LIEBE UND LERNTE HASSEN präsentiert der Kleine Bühnenboden nicht nur ein starkes, gesellschaftlich relevantes Stück, sondern auch eine spannende neue Regiehandschrift.


Pressefotos:


Fotos: Hanno Endres


Die Presse schreibt: 

Westfälische Nachrichten, 21.09.2025
Tatort, Trigger, Toleranz
Neue Spielzeit im Kleinen Bühnenboden
Von Mona Eilers

Es geht um eine Lebensgeschichte, die so dicht, dumpf und schwer ist, dass sie von einem mittelalten Menschen stammen könnte. Nicht von einem 19-Jährigen. Doch es ist die Geschichte von Fritz Mertens, die dieser im Gefängnis niederschrieb, nachdem er zwei Menschen getötet hatte. Was Mertens in seiner Kindheit und Jugend erlebte, ist niederschmetternd. Und appelliert an eine Gesellschaft, die aufmerksam ist, Rücksicht nimmt und hilft.

Unter dem Licht von Wokeness

Am Freitagabend startete die neue Spielzeit des Kleinen Bühnenbodens mit dem Stück „Ich wollte Liebe und lernte hassen“. Die Theaterproduktion stellt nicht nur das Regiedebüt von Rosana Cleve dar, sondern läutet die neue Spielzeit ein, die unter dem Licht von Wokeness steht. Woke zu sein bedeutet, wachsam, tolerant und reflektiert zu sein. Unrecht anzusprechen und Verantwortung zu übernehmen – für das Kammertheater kein Reizwort, sondern das Bekenntnis, Haltung zu zeigen.

Das Stück beleuchtet ein Leben voller Schmerz und Ungerechtigkeit – erzählt nach der gleichnamigen Autobiografie des inhaftierten Fritz Mertens, der von Konrad Haller als Solo-Akteur auf der Bühne gespielt wird. In einem chronologischen Monolog führt er das Publikum durch die Lebensgeschichte von Mertens und durchlebt dabei so wenige Lichtblicke, dass es Kapitel für Kapitel, Jahr für Jahr, erdrückend düsterer wird. Mertens wächst in einem Elternhaus auf, das von Streit, Gewalt und Alkoholkonsum geprägt ist.

Er erlebt zwei Suizidversuche seiner Mutter mit und schaut dem Versagen des Hilfssystems zu, als seine Mutter – schwankend, mit zu vielen Schlaftabletten intus – an der Haustür den Rettungsdienst abwimmelt, den ihr Sohn heimlich gerufen hat. Zusammen mit seinen Geschwistern wird er im dunklen Zimmer eingesperrt, ersetzt die Arbeitskraft der Mutter – schuftet in der Kneipe und zu Hause – und kassiert dennoch Schläge, Schläge, Schläge.

Der Missbrauch wird schlimmer, körperlich, psychisch. Haller wechselt mühelos die Szenen und Emotionen; er findet die letzten Funken Freude in der Seele eines gepeinigten Menschen und hält das ganze Stück am Laufen. Wie auch Mertens eine Menge Ballast auf den Schultern balanciert, trägt Haller das Publikum durch die 100-minütige Vorführung.

Doch für ein Kind wird das irgendwann zu viel – Mertens ist keine 14 Jahre alt, als er seinen ersten Suizidversuch unternimmt. Manch explizite Szene hätte wohl, insbesondere unter dem Credo der Rücksichtnahme, eine Triggerwarnung gebrauchen können. Die an der Decke aufgehängten Requisiten machen plötzlich Sinn und bekommen von da an einen fahlen Beigeschmack. „Ich wollte Liebe und lernte hassen“, erzählt vom Überlebenswillen eines Kindes und Jugendlichen und macht nachvollziehbar, wie ein Kind seinen Vater eine „brutale Sau“ nennen und ihm die Pest wünschen kann.

Am Ende verwundert es kaum noch, wie die Geschichte ausgeht. Verwunderlicher ist eher, wie lange ein Mensch das alleine aushalten konnte. Irgendwann steht Mertens auf eigenen Beinen – bis ihm die letzten Stützen weggerissen werden.

Publikumsstimmen

„Das war so großartig im Kleinen Bühnenboden … Größte Hochachtung vor Konrad Haller [...] Wir hatten Kopfschmerzen vom Tränenunterdrücken. Vielen herzlichen Dank!“
– Doris H., via Facebook

„Es war wahnsinnig emotional und hat mich tief berührt. Unglaublich gut vorgetragen von Konrad Haller – ein leider ewiges Thema, das uns alle betrifft.“
– Petra W., via Facebook


Plakat


Über den Autor

Fritz Mertens, geboren 1963, ist das Pseudonym eines deutschen Autors, der nach einem Kapitalverbrechen als Jugendlicher einen Bericht über die Straftat verfasste. Zusammen mit seiner Frau eröffnete er 1998 ein gemeinnütziges Jugendzentrum. Mertens starb 2008 im Alter von 44 Jahren an einem Schlaganfall.


Eine Produktion des
Kammertheaters Der Kleine Bühnenboden
mit freundlicher Unterstützung des
Kulturamts der Stadt Münster und der Kulturstiftung der Sparkasse Münster